UmbauStadt · Urbane Konzepte · Stadtplanung · Architektur

Stuttgart

Wettbewerb Wohnbebauung Rote Wand Killesberg

Städtebaulicher Wettbewerb in Arbeitsgemeinschaft mit den Landschaftsarchitekten des Büros freiraumpioniere

2014

UmbauStadt hat in einer Arbeitsgemeinschaft mit den Landschaftsarchitekten des Büros freiraumpioniere an dem Wettbewerbsverfahren “Wohnbebauung Rote Wand Killesberg” im Norden von Stuttgart teilgenommen. Aufgabe des Wettbewerbs war der Entwurf von Bebauungsvorschlägen für das Areal “Rote Wand”, auf einem ehemaligen Parkplatz der Stuttgarter Messe Killesberg. Für das Areal sollte ein realisierungsfähiges Wohnnutzungskonzept erarbeitet werden, welches als Grundlage für ein nachfolgendes Bebauungsplanverfahren genutzt werden kann. Der Wettbewerb war als nichtoffener Planungswettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren ausgelobt. UmbauStadt wurde als eines von 30 Teilnehmerbüros zur Bearbeitung ausgewählt.

Aus dem Erläuterungstext

Das neue Wohnquartier an der Roten Wand reagiert konsequent auf die gegebenen Herausforderungen und Potenziale seiner Umgebung. Nach Norden bezieht sich das Quartier durch seine Wegeverbindungen, Bebauungsstruktur und Eingänge klar auf das gegenüberliegende Stadtteilzentrum Killesberghöhe sowie dessen umgebende hochwertige Wohnbebauung. Gleichzeitig wird der nötige Schallschutz zur stark befahrenen Straße „Am Kochenhof“ geschaffen. Nach Süden und Westen öffnet und orientiert sich das Quartier einladend und großzügig zum umgebenden Parkrahmen, dessen signifikante Wege- und „Grünkissenstruktur“ mit dem Quartier verknüpft wird und dieses selbstverständlich in die übergreifenden Grünverbindungen einflicht. Der markante Bogen der „Roten Wand“ wird zum Rückgrat und Orientierungspunkt der Gesamtkomposition. Durch die kammartige Stellung der den gewünschten Bezügen und den vorhandenen Bäume entsprechend polygonal geformten Baukörper öffnen sich alle Wohnungen konsequent nach Süden und Westen und ermöglichen trotz hoher Dichte und urbaner Umgebung freie Ausblicke über den Park zur „Roten Wand“.

Erschliessung, öffentlicher Raum und Grün

Den zentralen Zugang zum Quartier bildet an der Ecke von Landenberger Straße und der Straße „Am Kochenhof“ ein signifikanter neuer Platz, der durch die Neubebauung im Zusammenspiel mit der gegenüberliegenden Brenzkirche gebildet wird und gleichzeitig die nötige Verschwenkung der Landenberger Straße elegant umsetzt. Kita und studentisches Wohnen bilden hier auch funktional den „öffentlichen Auftakt“ einer ost-westlichen, fußläufigen inneren Erschließungsspange, die über drei markante innere Platzräume an der Westseite wieder im Park mündet. Den ersten inneren Platz bildet ein der Kita zugeordneter 600qm großer Spielplatz, der während der Öffnungszeiten ausschließlich von der Kita aus zugänglich ist, danach aber für das ganze Quartier geöffnet werden kann. Der mittige Platz öffnet sich als besonnter Aufenthaltsort zum Park, der östliche Platz bildet dagegen durch die Gebäudestellung einen intimen inneren Treffpunkt. Die Plätze sind organisch mit den Wegen des umgebenden Parks verknüpft und gewährleisten im Zusammenspiel mit den Gebäudestellungen eine spannungsvolle Raumfolge voller überraschender Durchblicke und Verknüpfungen.

Die Bebauung wurde dem wertvollen Ahorn-Baumbestand angepasst, der weitgehend erhalten bleibt. Die Platzbereiche werden durch einzelne Neupflanzungen von Blutbuchen besonders betont. Den Wohngebäuden vorgelagert befinden sich 3 bis 6 Meter tiefe private Gartenstreifen, die durch einheitliche Buchenhecken geschützt werden. Die Hecken verleihen zusammen mit den Sitzmauern um die Plätze dem Quartier eine weitere interne Substruktur.

7 Pentagone

Die 7 pentagonalen Baukörper realisieren effizient das gewünschte breite Spektrum an Nutzungen und Wohnformen: Drei nord-süd orientierte, straßenbegleitende Gebäude schaffen den nötigen Schallschutz und bilden klar positionierte Zugänge und Durchgänge zur Straße „Am Kochenhof“ und dem gegenüberliegenden Stadtteilzentrum. Hier befinden sich die geforderten preiswerteren Eigentums-, Miet- und Sozialmietwohnungen, die durch ihre Südorientierung und den freien Blick ins Grüne sämtlich eine hohe Wohnqualität bieten. Schallschützende Laubengänge zur Hauptstraße sichern eine effiziente und kostengünstige Erschließung. Unter den drei nördlichen Gebäuden befindet sich die zentrale Tiefgarage, die von der Straße „Am Kochenhof“ aus erschlossen wird.

Quer zur straßenbegleitenden Spange beherbergen vier südwestlich oder südöstlich orientierte, den nötigen Durchblicken und Wegeverbindungen entsprechend geformte Baukörper die gewünschten Baugruppen und Baugemeinschaften sowie eine Kindertagesstätte mit darüberliegenden studentischen Wohngemeinschaften. Die Baugruppenhäuser können in je zwei Parzellen mit zweispänniger Erschließung geteilt werden. Die Kita öffnet sich zu ihrem vorgelagerten Spielbereich und bietet Platz für 4 Gruppen. Die über der Kita angeordneten studentischen Wohnungen können durch die Grundrissstruktur flexibel in Wohngemeinschaften mit 2 bis 6 Zimmern unterteilt werden. Eine zentrale vertikale Erschließungszone bietet einen attraktiven Begegnungsraum für die Studenten.

Die markante Form der sieben Pentagone ermöglicht im Zusammenspiel mit der geregelten Freiraumgestaltung auch bei unterschiedlichster Fassadengestaltung einen maßvoll einheitlichen Gesamteindruck. In ihrer Höhenentwicklung reagieren die 7 Pentagone auf die gegebenen Blickachsen und Fokuspunkte. Die Staffelung der Geschossigkeit sowie Dachbegrünungen schaffen eine attraktive 5. Fassade.

Energiekonzept

Kern des Energiekonzeptes ist es, durch eine kompakte, verdichtete Bauweise, eine optimale solare Ausrichtung der Gebäude und die Vermeidung von Verschattungen die möglichen passiven Energiegewinne umfassend auszuschöpfen. Wohnräume werden konsequent nach Süden bzw. Südwest oder Südost ausgerichtet, im Norden werden Erschließungszonen und Nebenräume konzentriert. Die Gebäude verfügen im Sinne der EnEV sämtlich über ein sehr gutes A/V-Verhältnis. Die optimal besonnten Dach- und Fassadenflächen können hervorragend für Photovoltaik und Kollektoren genutzt werden. Sonstige aktive Maßnahmen (Geothermie etc.) sind u.a. wegen des hohen Anteils unversiegelter und nicht unterbauter Flächen problemlos einsetzbar, ebenso ein durch ein Blockheizkraftwerk betriebenes Nahwärmenetz. Bei der Fassadengestaltung sollten Nachhaltigkeit und Recyclingfähigkeit der Materialien mit dem notwendigen Wärmeschutz abgewogen werden.